Disziplinen des Westernreitens
Reining
Die Reining ist die Dressur der Westernreiter. Hier wird ein gut ausgebildetes Pferd verlangt, das schnelle Manöver wie die spektakulären Sliding Stops (gleitende Vollbremsung auf der Hinterhand aus dem vollen Galopp), flotte Spins (schnelle 360-Grad-Drehungen) und schnelle Roll-Backs (180-Grad-Wendungen auf der Hinterhand) willig und rasant ausführt. Dabei darf das Pferd trotz der schnellen Abfolge der spritzigen Teilaufgabe niemals die Nerven verlieren. Die Reining wird durchgehend im Galopp geritten und gehört zu den anspruchsvollsten Prüfungen im Westernreitsport, bei der es zudem nie an Spannungen mangelt. Die einzelnen Elemente der Reining sind „Trockenübungen“, die das Pferd bei der Arbeit mit Rindern beherrschen muß.
Cutting
Bei der Rinderdisziplin Cutting hat der Reiter zweieinhalb Minuten Zeit, in eine Herde hineinzutreten, sich ein Rind auszusuchen und es dann von der Herde abzutrennen (to cut = schneiden). Hier demonstrieren die Pferde katzenhafte Bewegungen und besonders athletische Leistungen, um das Rind am Zurücklaufen zur Herde zu hindern. Jeder Reiter muß in der vorgeschriebenen Zeit mindestens zwei Rinder arbeiten. Bei der Arbeit darf der Reiter keine Hilfen geben. Den Pferden, die für das Cutting geeignet sind, ist der sogenannte „Cow Sense“ angeboren – also der Instinkt, ein Rind „lesen“ zu können: Das Pferd muß Bruchteile einer Sekunde vorher wissen, was das Rind tun wird, um jederzeit im Vorteil zu bleiben. Die Vorstellung eines gut arbeitenden Cuttingpferdes vergißt man so schnell nicht wieder: Die Zuschauer erraten sehr schnell, warum sich der Reiter beim Cutting mit der Hand am Sattelhorn festhalten muß.
Trial
In dieser Prüfung müssen die Pferde mitdenken und weitgehend selbständig einen Parcours mit mindestens sechs nachgestellten Gelände-Hindernissen bewältigen. Beim Trial sind Nervenstärke, Vertrauen vom Reiter ins Pferd sowie auch Vertrauen des Pferdes in den Reiter und besondere Geschicklichkeit erforderlich. Der Reiter muß zum Beispiel ein Tor öffnen und so durchreiten, daß eine Herde imaginärer Rinder auch nicht die geringste Gelegenheit hätte, durch das Tor zu schlüpfen. Ein anderes Hindernis ist die Brücke oder Wippe, die von dem Pferd vorsichtig, aber bereitwillig überquert werden soll. Auch müssen am Boden liegende Stangen, die man sich als Unterholz im Wald vorstellen kann, ohne Berühren überschritten werden. Eine andere Übung ist das Rückwärtsrichten des Pferdes durch ein enges Stangen-L oder Stangen-U. Das gute Trailpferd soll sich unerschrocken und überlegt jedem noch so seltsamen Hindernis nähern, es prüfen und dann ohne Verzögerung in Angriff nehmen.
Pleasure
Bereits der Name der Prüfung sagt alles: Es soll für den Reiter ein Vergnügen sein, das Pferd in den drei Grundgangarten am losen Zügel möglichst bequem und fließend zu reiten. Die Pferde werden nach ihren Gangarten und nach ihrer Bereitschaft beurteilt, die unsichtbaren Hilfen des Reiters sofort zu befolgen, was die Prüfung für den Zuschauer sehr mühelos erscheinen läßt. Von den Reitern ist bei dieser Materialprüfung aber höchste Konzentration gefordert.
Western Riding
Neben einzelnen Trail-Aufgaben sind hier vor allem zahlreiche fliegende Galoppwechsel auf den Punkt genau zu absolvieren. Dadurch gehört Western Riding zu den anspruchsvollsten Disziplinen. Diese Klasse kann mit der alltäglichen Rancharbeit, die noch heute in vielen Teilen Amerikas mit dem Pferd praktiziert wird, verglichen werden. Beurteilt wird beim Western Riding die Leistung eines manierlichen, frei und leicht arbeitenden Ranchpferdes, das seinen Reiter bei der üblichen Arbeit ohne Anstrengung angenehm über Stock und Stein trägt. Ausschlaggebend bei der Bewertung sind deshalb Reitqualität, Galoppwechsel, Manier in den drei Grundgangarten sowie Intelligenz und Leistungsbereitschaft des Pferdes.
Einzelne Wettbewerbe
Horsemanship
In diesem Wettbewerb werden die Leistungen des Reiters beurteilt. Zur Bewertung kommen unter anderem die Hilfengebung und die Haltung des Reiters während der einzelnen Lektion. Die verlangte Aufgabe muß exakt ausgeführt werden, was auch eine enorme Kontrolle des Pferdes voraussetzt. Es sind keine spektakulären, dafür aber sehr anspruchsvolle Manöver, die an Pferd und Reiter gestellt werden.
Die Prüfung besteht aus zwei Teilen, der zu 80 Prozent in die Wertung eingeht, absolviert der Reiter eine Einzelaufgabe, bei der in der Kürze die Würze liegt: Denn gerade bei der Kürze der Aufgabe kommt es um so mehr auf die Exaktheit der Ausführung an. Der zweite Teil, der zu 20 Prozent in die Wertung einfließt, entspricht einer Pleasure-Prüfung (siehe oben). Im Gegensatz zu einer Pleasure-Prüfung wird hier allerdings weiterhin der Reiter beurteilt.
Superhorse
Das Superhorse ist – wie der Name schon sagt – eine besonders schwere Disziplin, denn diese Prüfung enthält Elemente aus den Disziplinen Reining, Trail und Western Riding. Das Pferd muß dafür eine besondere Vielseitigkeit an den Tag legen. Die Superhorse ist eine von der EWU entwickelte Disziplin.
Barrel Race/ Pole Bending
Beide Disziplinen werden gegen die Uhr geritten. Nach einem fliegenden Start müssen Pferd und Reiter drei Tonnen (Barrel Race) oder im Slalom zahlreiche Stangen (Pole Bending) möglichst eng und schnell umkurven. Die Zeit wird bei der Start-Ziel-Linie genommen.
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